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Die erste Serienproduktion stellt für viele Unternehmen einen entscheidenden Wendepunkt dar, insbesondere, wenn sie im Ausland stattfinden soll. Was in der Theorie nach einer kostenoptimierten Lösung klingt, wird in der Praxis schnell zur komplexen Herausforderung: hohe Mindestbestellmengen, schwer kalkulierbare Produktionskosten und kulturelle sowie logistische Unsicherheiten im Umgang mit neuen Fertigungspartnern.
Ob Start-up, KMU oder Industrieunternehmen: wer Produktionschargeninternationalauslagert, steht vor der Frage: Wie lässt sich eine Erstproduktion effizient, kostensicher und in der richtigen Menge realisieren?
In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, wie Sie den Einstieg in die Serienproduktion im Ausland strategisch angehen.
Eine Serienproduktion beginnt dort, wo ein Produkt in einer wiederholbaren,standardisierten Stückzahl gefertigt wird. Das Ziel ist es, gleichbleibende Qualität bei wachsender Menge zu gewährleisten.
In der Praxis unterscheidet man zwischen:
Prototypenfertigung: Erste funktionale Einzelstücke zur Produktvalidierung
Kleinserienfertigung: Begrenzte Stückzahlen zur Markteinführung oder Testphase
Serienproduktion: Wiederkehrende, skalierbare Fertigung in mittleren bis großen Produktionschargen
Der Übergang ist fließend, besonders bei Erstproduktionen im Ausland, bei welchen Unternehmen noch Erfahrungswerte sammeln müssen. Hier ist die richtige Einschätzung der Produktionsmenge und der logistischen Anforderungen entscheidend.
Die Gründe für eine Auslandsfertigung sind vielfältig, aber häufig wirtschaftlich motiviert. Typische Ziele:
Reduktion der Produktionskosten
Zugang zu spezialisierten Fertigungsverfahren
Erhöhung der Produktionskapazitäten ohne eigene Infrastruktur
Marktnähe in neuen Absatzregionen
Outsourcing von Nicht-Kernprozessen, um interne Ressourcen zu fokussieren
Gerade bei der ersten Produktionscharge spielen Themen wie Qualitätssicherung, Mindestmengen und kulturelle Unterschiede eine zentrale Rolle. Diese Faktoren werden häufig unterschätzt, haben jedoch einen großen Einfluss auf Kosten, Zeit und Produktqualität.
Besonders gut geeignet für die Auslagerung der Serienproduktion sind:
Mechanische & technische Komponenten (z.B. Dreh- und Frästeile, Blechteile, Baugruppen)
Kunststoffteile und Spritzgussteile
Elektronische Baugruppen und Kabelkonfektion
Verpackung, POS-Systeme und Endmontagen
Diese Produktgruppen profitieren von einem ausgereiften globalen Fertigungsnetzwerk, das sich gut an Anforderungen und Mindestbestellmengen anpassen lässt.
Gerade bei der Erstproduktion im Ausland kommt es auf Details an: Kleine Planungsfehler wirken sich schnell auf Lieferzeiten, Budget und Serienfähigkeit aus. Unternehmen, die diesen Schritt gezielt und mit professioneller Begleitung gehen, sichern sich nicht nur bessere Einkaufspreise, sondern vermeiden auch typische Fallstricke.
Wer zum ersten Mal im Ausland produzieren lässt, stößt früher oder später auf eine zentrale Kennzahl: die Mindestbestellmenge – international auch MOQ (Minimum Order Quantity) genannt. Sie ist einer der wichtigsten Parameter in der Serienfertigung und kann über Erfolg oder Frust beim Projektstart entscheiden.
Die MOQ (Minimum Order Quantity) beschreibt die kleinste Menge eines Produkts, die ein Hersteller bereit ist zu fertigen. Sie wird in Stückzahlen angegeben und ist abhängig von:
der Art des Produkts (z.B. Komplexität, Material, Bearbeitungsaufwand)
dem Fertigungsverfahren (z.B. Spritzguss vs. CNC-Bearbeitung)
den Werkzeugkosten (z.B. Formenbau, Vorrichtungen)
sowie der internen Kostenstruktur des Produzenten
Unternehmen sollten die MOQ bereits vor der Angebotseinholung klären und sicherstellen, dass sie zum geplanten Budget, Lagerbestand und Absatzplan passt. Eine frühzeitige, realistische Einschätzung schützt vor teuren Fehlbestellungen oder Verzögerungen im Marktstart.
Wer die erste Serienproduktion im Ausland plant, tut dies meist aus wirtschaftlichen Gründen. Doch die Realität zeigt: Niedrige Stückpreise allein reichen nicht aus, um eine Produktion im Ausland als Erfolg zu verbuchen. Gerade bei Erstproduktionen ist es entscheidend, die Gesamtkostenstruktur im Blick zu behalten und mögliche Kostenfallen frühzeitig zu erkennen.
Die Gesamtkosten einer Produktion setzen sich aus verschiedenen Komponenten zusammen:
Fixkosten
variable Stückkosten
Umrüstkosten
Ein realistischer Kostenvergleich sollte also nicht nur auf den Preis pro Einheit schauen, sondern auch auf die Relation zur gewünschten Produktionsmenge.
Neben den offensichtlichen Produktionskosten gibt es eine Reihe indirekter Kosten, die häufig unterschätzt werden:
Transport und Logistik
Zölle und Einfuhrabgaben
Wechselkursrisiken
Qualitätsprüfungen und Nacharbeit
Kommunikation und Projektmanagement
Die Entscheidung, eine Serienproduktion ins Ausland zu verlagern, beginnt nicht mit dem Angebot, sondern mit der Frage: Welcher Standort passt zu unserem Produkt, unseren Anforderungen und unserem Geschäftsmodell? Der Produktionsstandort hat direkten Einfluss auf Lieferzeiten, Produktionskosten, Mindestbestellmenge und Qualitätsabsicherung.
In der Praxis kristallisieren sich drei große Regionen heraus, die bei der Auslagerung der Serienfertigung besonders häufig gewählt werden:
Osteuropa: Länder wie Polen, Tschechien, Rumänien oder Ungarn bieten geografische Nähe, gut ausgebildete Fachkräfte und vergleichsweise niedrige Lohnkosten. Für viele deutsche Unternehmen ist Osteuropa die erste Wahl, wenn es um mittelgroße Produktionschargen mit kurzer Lieferzeit geht.
Asien (z. B. China, Vietnam, Indien): Die asiatischen Länder insbesondere China stehen für große Produktionskapazitäten, niedrige Stückpreise und eine hohe Spezialisierung in Bereichen wie Elektronik, Kunststoff oder Metallverarbeitung. Die Kehrseite: lange Transportzeiten, höhere Mindestbestellmengen und oft komplexere Kommunikation.
Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie sich 'Made in China' und 'Made in Germany' unterscheiden, empfehlen wir Ihnen unseren ausführlichen Blogartikel: Made in China vs. Made in Germany.
Nordafrika (z. B. Tunesien, Marokko): Diese Länder gewinnen an Bedeutung. Vorteile sind kürzere Lieferwege, steuerliche Anreize und kostengünstige Arbeitskräfte. Noch bestehen jedoch Unterschiede in der Infrastruktur und Lieferzuverlässigkeit.
Die Wahl des passenden Produktionsstandorts hängt von mehreren Faktoren ab:
Produktart und Fertigungstechnologie: Komplexe oder hochspezialisierte Produkte benötigen erfahrene Partner, oft mit branchenspezifischem Know-how.
Produktionskosten: Neben dem Lohnniveau spielen auch Energiepreise, Materialverfügbarkeit und steuerliche Rahmenbedingungen eine Rolle.
MOQ und Flexibilität: Einige Länder oder Anbieter bestehen auf hohe Mindestbestellmengen. Für eine Erstproduktion kann das ein Ausschlusskriterium sein.
Lieferzeiten und Logistik: Wer kurze Time-to-Market-Zyklen plant, sollte auf geographische Nähe und verlässliche Transportketten achten.
Kommunikation und Projektabwicklung: Sprachliche und kulturelle Nähe erleichtern Abstimmung, Änderungswünsche und Qualitätsmanagement, besonders in frühen Projektphasen.
Bei der ersten Produktion im Ausland ist es sinnvoll, nicht nur auf Preise und Kapazitäten zu schauen, sondern die Entscheidung in die langfristige Unternehmensstrategie einzubetten. Wer etwa plant, künftig mehrere Produkte im Ausland fertigen zu lassen, sollte den Standort auch unter Skalierungsgesichtspunkten betrachten. In diesem Fall kann es sinnvoll sein, mit einem Partner wie Line Up zu arbeiten, der Zugriff auf mehrere Fertigungsstandorte hat oder einen modularen Ausbau ermöglicht.
Tipp: Über unser Line Up Supply Chain Dashboard können Sie den Einstieg direkt planen und verwalten.
Der Erfolg einer Serienproduktion im Ausland steht und fällt mit dem richtigen Fertigungspartner. Dabei geht es nicht nur um den besten Preis, sondern vor allem um Zuverlässigkeit, Qualität, Kommunikation und Vertragsklarheit. Gerade bei der ersten Produktionscharge lohnt es sich, diesen Schritt sorgfältig zu planen und abzusichern.
Ein geeigneter Lieferant für die Serienfertigung im Ausland erfüllt weit mehr als nur technische Anforderungen.
Lesen Sie mehr dazu in unserem Artikel: „So findest du passende Hersteller für dein Produkt“.
Zwischen einer erfolgreichen Produktentwicklung und der vollautomatisierten Serienfertigung steht oft ein entscheidender Schritt: die Pilotserie. Sie bildet die Brücke zwischen Theorie und Praxis und entscheidet darüber, ob ein Produkt technisch und organisatorisch bereit für die Produktion in größeren Mengen ist.
Eine Pilotserie, oft auch als Nullserie bezeichnet, umfasst eine limitierte Menge des finalen Produkts, die unter realen Produktionsbedingungen gefertigt wird. Ziel ist es, die gesamte Produktionskette zu validieren:
Funktion und Qualität der Bauteile prüfen
Fertigungsprozesse testen und dokumentieren
Prüfmethoden abstimmen und ggf. anpassen
Verpackung und Logistikprozesse erproben
Die Serienproduktion im Ausland bietet attraktive Vorteile, wenn Risiken frühzeitig erkannt und gezielt adressiert werden. Gerade bei einer Erstproduktion entscheidet eine fundierte Abwägung über den Erfolg.
Chancen: Ausländische Fertigungspartner ermöglichen oft deutlich niedrigere Produktionskosten, Zugang zu spezialisierten Technologien und mehr Flexibilität in der Ressourcenplanung. Zudem kann die Nähe zu neuen Märkten die Lieferzeiten verkürzen und die Wettbewerbsfähigkeit stärken.
Risiken: Herausforderungen ergeben sich vor allem bei Qualitätssicherung, Kommunikation und Logistik. Sprachliche Missverständnisse, abweichende Standards oder unvorhergesehene Lieferengpässe können zu Verzögerungen und Mehrkosten führen. Auch Währungs- und Rechtsfragen sollten im Vorfeld geklärt werden.
Die erste Serienproduktion im Ausland ist kein Routineprojekt, sondern eine strategische Weichenstellung. Wer glaubt, mit einem günstigen Stückpreis allein sei alles gewonnen, riskiert hohe Folgekosten durch falsche Mindestmengen, unklare Prozesse oder unpassende Standorte. Der Schlüssel liegt in einer realistischen Planung, technischen Klarheit und einem strukturierten Einstieg: klein starten, sauber prüfen und gezielt skalieren. Unternehmen, die diesen Weg mit erfahrenen Partnern wie Line Up gehen, sichern sich nicht nur Kosten- und Wettbewerbsvorteile, sondern schaffen eine belastbare Basis für zukünftiges Wachstum.
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